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Warum sind wir hier? Gibt es einen bestimmten Lebenszweck, den wir als Mensch zu erfüllen haben? Was ist „die“ Rolle Deines Lebens? Gibt es sie überhaupt? Wer bist Du in Deiner Essenz und was treibt Dich aus Deinem tiefsten Inneren an? Was ist das, was nur Du allein der Welt geben kannst? Und wie kommunizierst Du das?
beantworte, ist das Ergebnis, dass ich mich endlich selbst erkenne. Mir wird klar, dass der Sinn meines Lebens darin besteht, einen Beitrag für andere Menschen zu leisten, und zwar dort, wo ich wirklich einen Unterschied mache. Mir wird klar, dass ich dann den größten Beitrag leiste und sogar Spitzenleistung mit Freude erbringe, wenn ich in „DER“ Rolle meines Lebens agiere. Und das Besondere an dieser Rolle ist, dass sie keine Rolle ist. Ich erkenne, dass „die“ Rolle meines Lebens diejenige ist, in der ich mich selbst spiele. Diese „Rolle“ trägt mittlerweile einen augenzwinkernden Künstlernamen, der mir jedes Mal ein Lächeln auf die Lippen zaubert, wenn ich ihn ausspreche, und der die Essenz dessen widerspiegelt, wer ich in meinem innersten Kern wirklich bin: „Lord Loudbrand“.
Die folgenden Episoden aus meinem Leben erzählen von der Suche nach mir selbst und wie ich zu meinem Kern, zu meiner Essenz vordringe. Meine Geschichte zeigt meine persönliche Reise zu den Antworten auf die oben aufgeworfenen Fragen, wofür der Name „Lord Loudbrand“ steht und wie ich erkenne, dass es in unserem Leben darum geht, jeden Tag mehr zu der Person zu werden, die wir wirklich sind.
Bevor ich die folgenden Episoden aus meinem Leben mit Dir teile, will ich Dich kurz einstimmen. Bei all diesen Geschichten, geht es im Kern immer um Rollen. Um Rollen, die wir selbst wählen oder anstreben, und genauso um die Rollen, die wir nicht wählen, vielleicht sogar ablehnen und wir sie trotzdem einnehmen.
Das, was mich an den Eingangs-Fragen ganz oben besonders fasziniert, ist, dass die Fragen existenziell und sogar spirituell sind. Es sind Fragen, mit denen ich mich teilweise schon in meiner Kindheit beschäftigt habe und das vielleicht Überraschendste daran? Es sind Fragen, die den Kern dessen darstellen, was "Branding" in Wahrheit ist - sagt der Herr "Lord Loudbrand" ;-)
Episode 1: Wie ich Akkordeonist werden will, aber preisgekrönter Folk-Sänger werde (mehr)
Episode 2: Wie ich Wirtschaftsinformatiker werden will, aber Autor werde (mehr)
Episode 3: Wie ich Universitäts-Professor werden will, aber die Nobelpreis-Strategie nicht aufgeht (mehr)
Episode 4: Wie Dieter Bohlen und das Finanzamt mich aus der Management-Beratung holen (mehr)
Episode 5: Wofür stehe ich eigentlich und werde ich jetzt Politiker? (mehr)
Episode 6: Wie ein Sturz zum Aufbruch in ein selbstbestimmtes Leben wird
Episode 7: Wer bin ich wirklich und warum „Lord Loudbrand“?
Als ich Dieter Bohlen zum ersten Mal beim DSDS-Casting 2017 begegne, bemerkt er als erstes mein italienisches Akkordeon. Fast schon vorwurfsvoll fragt er mich: „Warum spielst`n Du Akkordeon, Du?“
Ich antworte ihm entzückt: „Du, meine Schwester hat damals als ich 3 Jahre alt war `n Akkordeon zum Geburtstag bekommen, und die fand das total bescheuert das Instrument.“ "Das kann ich verstehen", sagt Dieter. Ich fahre mit einem inneren Grinsen weiter fort: „Aber bei mir war das so, mit 3 Jahren bist Du völlig unvoreingenommen und Du denkst, ‘Hey Mensch, was ist das denn?‘ und dann war das für mich wie Liebe auf den ersten Blick.“ :)
Was ich bei DSDS 2017 nicht verrate? Mein erster Traumberuf war es tatsächlich, Akkordeonspieler zu werden. Aber, es sollte völlig anders kommen ...
und über das Gehör beibringe, erhalte ich ab meinem sechsten Lebensjahr Privatunterricht. Mein täglicher "Proberaum" ist unsere Küche und ich übe, sehr zum Leid unserer Nachbarn, bis zu 9 Stunden täglich. Nach 10 Jahren Privatunterricht kommt so mir nichts, dir nichts mein Vater in die Küche reingeschneit und überrumpelt mich mit folgenden Worten: „Sag mal Robert, Du übst so viel und bist ein Virtuose auf Deinem Instrument. Deinem Akkordeonlehrer hast Du immer wieder einen Korb für ‘Jugend musiziert‘ gegeben, weil Du keinen Sinn in Wettbewerben siehst. Aber Junge, willst Du immer nur für Dich alleine hier in der Küche spielen? Sollen, von unseren Nachbarn mal abgesehen, andere Menschen denn nie erfahren, was Du auf dem Akkordeon kannst?“
Überrascht von seiner Frage überlege ich kurz und antworte etwas verschüchtert: „Doch, doch. Ich will schon, dass andere Menschen mich mit meinem Akkordeon sehen.“ Darauf sagt mein Vater: „Was hältst Du denn davon, wenn wir Dich bei einem Gesangswettbewerb anmelden, der bald in Karlsruhe stattfindet? Es geht hier gar nicht um den Gesangswettbewerb. Du nutzt das einfach als Möglichkeit, Dich selbst auf dem Akkordeon zu begleiten und zeigst Dich damit endlich mal vor einem Publikum mit Deinem Akkordeon. Einverstanden?“
mit meinem Akkordeon an dem Gesangswettbewerb teil. Bei meinem Auftritt bin ich natürlich voll auf mein Akkordeon fixiert. Und dann kommt die große Überraschung. Der Sieger des Gesangswettbewerbs ist der mit Abstand jüngste Teilnehmer und heißt? Robert Jakimovski. Ich kann das gar nicht fassen, denn ich war doch nur hergekommen, um mich mit meinem Akkordeon den Menschen vorzustellen. Und dann kommt noch einer oben drauf. Die Veranstalter teilen mir jetzt nämlich mit, dass ich mit meinem Sieg auch für das Internationale Folk Festival "Tetovski Filigrani" qualifiziert bin. Das ist seinerzeit eines der renommiertesten Musik-Festivals Mazedoniens. Und als ob das für einen 16-jährigen, schüchternen Jungen nicht schon genug wäre, erfahre ich auch noch, dass das Festival schon wenige Monate später stattfinden und live im Mazedonischen Staatsfernsehen (MRT) übertragen wird.
Das nächste Wunder geschieht, als ich Tage später erfahre, dass einer der renommiertesten Musikproduzenten des Landes, Goran Alački, meinen Song arrangieren wird. Was mein Herz aber sogar noch höher schlagen lässt? Goran Alački ist (neben Mirko Kodić und Branimir Đokić) einer meiner größten Idole als Akkordeonist! Und als dann im Mai 1996 mein erster Live-Auftritt im Mazedonischen Staatsfernsehen ausgestrahlt wird, passiert das für mich absolut Unfassbare: Mit meinem ersten Lied „Leno Bela Sevdalino“ (arrangiert von meinem Idol) gewinne ich direkt den Preis als Bester Newcomer bei „Tetovski Filigrani 1996“ .
An dieser Stelle des Erfolgs, so muss ich gestehen, habe ich ein wichtiges Detail in meiner Geschichte unterschlagen ...
Nachdem ich den Gesangswettbewerb in Karlsruhe gewonnen habe und ich nun für Tetovski Filigrani qualifiziert bin, wird mir angst und bange. Ich rede mit mir selbst: „Robert. Wie willst Du denn den Live-Auftritt im Mazedonischen Fernsehen bestehen als ‚Profi-Sänger‘, der noch nie Gesangsunterricht hatte?!“
Ich weiß nicht mehr genau, welche Hebel damals alle in Bewegung gesetzt werden, aber plötzlich sitze ich zum Vorsingen bei „Mannheim’s Königin der Nacht“, Frau Prof. Edith Jaeger. Diese Grande Dame - sie wirkt eher wie ein Militär-General - nimmt mich vor der versammelten Meisterklasse zuerst komplett auseinander. Sie ist total entsetzt von meinen gesanglichen Unfähigkeiten, was das klassische Genre anbelangt. Aber, man sollte wissen, ich hatte ja außer jugoslawischen Liedern nie etwas anderes gesungen. Erst als mein Vater zurück nachhause fährt, mein Akkordeon holt und ich ihr, voll in meinem Element, das Siegerlied von Karlsruhe vortrage, gelingt es mir, ihr Herz zu erweichen. Während ich singe sitzt sie fast schon tanzend auf ihrem Stuhl. Nachdem mein Lied zu Ende ist, sagt sie begeistert, "Ja! Das ist so schön. Warum denn nicht gleich so?", und nimmt mich damit in ihre Meisterklasse auf.
Frau Prof. Edith Jaeger bildet mich anschließend insgesamt 6 Jahre lang in klassischem Gesang aus: also Oper, Operette und Musical. In diese Zeit fallen viele Konzerte unter ihrer Leitung und meine Paraderolle wird die des Papageno aus Mozarts Zauberflöte sein. Aber auch das Lied “Smile“, insbesondere in einer Big Band Variante, wird zu einer Art Aushängeschild für mich. Meine weiteren preisgekrönten Auftritte bei Tetovski Filigrani 1997 (1. Platz des Publikums) und auch Tetovski Filigrani 1998 (1. Platz der Jury) fallen ebenso in die Zeit meiner Ausbildung bei Frau Prof. Edith Jaeger.
1998 ist gleichzeitig das Jahr, wo ich gezwungen bin, eine folgenschwere Entscheidung zu treffen ...
1998 ist ein entscheidendes Jahr für mich, denn nach meinem Abitur in Heidelberg muss ich eine Wahl treffen: Wer oder was will ich in Zukunft dauerhaft sein? Zum damaligen Zeitpunkt sehe ich drei Wahlmöglichkeiten.
Eine Fortsetzung meiner Karriere als Folk-Sänger kann ich mir nicht so richtig vorstellen, denn um langfristig und erfolgreich eine Gesangskarriere in Mazedonien zu meistern, müsste ich vollständig dort hinziehen. Das Problem an dieser Sache ist aber, dass ich damals im Rhein-Neckar-Kreis lebe, in Heidelberg geboren bin und mich hier heimisch fühle. Das zweite Problem ist, dass Folk-Musik mir zwar Spaß macht, aber ich kann mich nicht 100% damit identifizieren. Schließlich bin ich damals vielmehr ein Fan von Pop-Musik, insbesondere der von Michael Jackson und seinem Dangerous-Album.
Die zweite Option kommt von meiner Gesangslehrerin. Frau Prof. Jaeger will unbedingt, dass ich Gesang an der Musikhochschule Mannheim studiere. Sie ist von meiner Bühnenpräsenz begeistert und überzeugt, dass ich alles mitbringe, was es für eine erfolgreiche Opernkarriere braucht. Aber, wenngleich mir klassischer Gesang viel Freude bereitet, sehe ich doch all die finanziellen Nöte derer, die als Diplom-Sänger und Sängerinnen damals ebenfalls Teil der Meisterklasse von Frau Prof. Edith Jaeger sind.
denn ich habe noch eine weitere große Liebe: in meiner Freizeit bin ich als Jugendlicher damals auch leidenschaftlicher Programmierer und verschlinge schon seit Jahren Bücher über Informatik. Und da ich auch die Fächer Mathematik und Volkswirtschaftslehre sehr liebe, entscheide ich mich für eine dritte Option. Das Gute an dieser Option ist, dass sie mir genauso viel Spaß und Freude verspricht wie die Musik, mit dem vermeintlichen Unterschied, dass ich mir um Finanzen und meinen Beruf später keine Sorgen machen muss: ein Studium der Wirtschaftsinformatik.
Zu diesem Zeitpunkt scheint das die perfekte Wahl zu sein, denn das Studium vereint (abseits der Musik) meine Lieblingsfächer Mathematik, Informatik und Wirtschaft.
dass ich nach meinem Studium auch als (Wirtschafts-) Informatiker arbeiten werde. Das ist ja auch naheliegend, denn das ist schließlich der Grund, warum ich den Studiengang ursprünglich gewählt habe. Aber dann macht mir meine Studienarbeit einen emotionalen Strich durch die Rechnung. Das brandneue Thema, über das ich schreibe, steckt noch in den Kinderschuhen: Java Data Objects (JDO). Nachdem ich mich immer mehr in den neuen Standard einarbeite, raubt mir der Programmier-Teil der Arbeit aber allmählich den letzten Nerv. Über ein Jahr lang kann ich den Fehler in meinem Quellcode einfach nicht finden. Auch unzählige Programmcode-Alternativen, die ich entwerfe, funktionieren nicht.
Nachdem die Zeit ins Land geht und ich mittlerweile schon völlig in Verzweiflung bade, erscheint eine Update-Version des von mir verwendeten JDO-Herstellers. Die Installation des neuen Updates bringt endlich die dringend ersehnte Erlösung! Die große Erkenntnis? Der Fehler lag nicht, wie die ganze Zeit vermutet, in meiner Programmierung. Er lag in der JDO-Implementierung des Herstellers.
Das Fatale an dem Ganzen? Dieser für mich fast schon traumatische Verlauf hat einen Bruch zur Folge...
in der man sich von seinem Partner mittlerweile schon so oft verletzt fühlt, dass es keinen Weg zurück mehr gibt. Auch wenn der Partner niemals die Absicht hatte, Dich zu verletzen. Vielleicht war er auch nur zu unbewusst, um zu erkennen, was er tat.
Es spielt letzten Endes keine Rolle. Das Ergebnis ist das Gleiche: Ich trenne mich von meiner „Partnerin“, der (Wirtschafts-) Informatik. Gleichwohl: Wir haben während unserer Liebesbeziehung ein gemeinsames Baby gezeugt, das noch das Licht der Welt erblickt, aber dem ich nicht helfe, es weiter großzuziehen. Ich rede von meinem Aufsatz „JDO-Anwendungen entwerfen“, der 2004 in der Informatik-Fachzeitschrift JavaSPEKTRUM veröffentlicht wird und der mich bereits als Student zum Fach-Autor macht.
Am Ende dieser Episode bleibt nun die große Preisfrage: Wenn ich trotz Wirtschaftsinformatik-Studium beruflich kein Wirtschaftsinformatiker werde, was werde ich denn bitteschön dann?
Das Ende meiner „Liebesbeziehung“ führt dazu, dass ich mich nun stärker der betriebswirtschaftlichen Seite meines interdisziplinären Studiums zuwende und einer großen Persönlichkeit folge, die mich wie keine zweite inspiriert: Prof. Dr. Dr. mult. h.c. Otto H. Jacobs. An diesem Mann scheiden sich so manche Geister, aber ich finde diesen Mann, im positiven Sinne, einfach frech, lustig und genial.
In einer Grundstudiums-Vorlesung stellt er sich eines Tages vor das riesengroße Auditorium im A3 der Uni Mannheim und sagt zu uns Studenten mit ausgestrecktem Zeigefinger: „Meine Tochter ist Biologin! Die steckt Sie alle in die Tasche!“ Das ist der Moment, wo mir klar ist: „Egal was dieser Typ im Hauptstudium lehrt – das ist mein Mann!“
Und ja, zunächst bin ich mir für einen Moment unsicher bei dieser Entscheidung, denn bereits im Wirtschaftsgymnasium als wir die Umsatzsteuer durchgenommen hatten, wusste ich eins: "Ich mache alles, aber nichts mit Steuerrecht!" Und was lehrt nun der gute Herr Prof. Jacobs im Hautstudium? Genau: Betriebswirtschaftliche Steuerlehre. Wie gehe ich nun mit diesem Dilemma um? Ich ziehe meine Entscheidung für Prof. Jacobs durch und am Ende schreibe ich sogar meine Diplomarbeit an seinem Lehrstuhl.
Gott sei Dank! Denn durch die Diplomarbeit erlebe ich erstmals etwas in meinem Leben, das ich so noch nie erlebt habe!
davon, zu entdecken, dass es einen Bereich gibt, wo ich einen Beitrag für die Welt leisten kann. Einen Beitrag zu einem wichtigen Thema für das ich mich inhaltlich begeistere und mir auch zutraue, einen Unterschied zu machen. Durch die vom Lehrstuhl vorgegebene Themenstellung entdecke ich also erstmals, dass es etwas gibt, das für die Welt eine enorme Herausforderung darstellt, wofür es innovative Lösungen dringend braucht, und was mir ermöglicht, mich in eine komplexe Aufgabenstellung tief einzuarbeiten und meinen persönlichen Beitrag zu einem wichtigen Thema zu leisten. Ein Thema, das revolutionär ist, von internationaler Bedeutung und die Speerspitze der internationalen Steuerforschung darstellt.
Durch die enorm ambitionierte Themenstellung der Diplomarbeit erkenne ich meine Berufung für Wissenschaft und Forschung und ich sehe bereits das Ergebnis vor meinem inneren Auge: eine akademische Laufbahn als Prof. Dr. Robert Jakimovski. Noch im Jahr 2004 wird meine Diplomarbeit mit dem Titel „Methoden zur Gewinnabgrenzung in internationalen Konzernen“ als Buch im Hamburger Wissenschaftsverlag Dr. Kovač veröffentlicht.
Dank der Diplomarbeit bei Prof. Jacobs habe ich bereits einen entscheidenden Vorteil für meinen nächsten Schritt: die Forschungsfrage für meine Doktorarbeit wurde mir quasi bereits auf dem Silberteller präsentiert.
nutzen die Möglichkeiten des Internationalen Steuerrechts zur räumlichen Gewinnverlagerung. Bereits 2001 schlägt die Europäische Kommission daher vor, das System der sogenannten Verrechnungspreise (und damit das Trennungsprinzip) innerhalb der Europäischen Union durch das Modell der formelhaften Gewinnaufteilung (und damit das Einheitsprinzip) zu ersetzen. Der Wunsch nach einer einheitlichen Formel wird hier großgeschrieben und die Königsfrage ist: Wie soll das Design einer solchen Gewinnaufteilungsformel eigentlich aussehen?
Als ich entdecke, dass es Staats-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaftler gibt, die es für unmöglich halten, eine Theorie der formelhaften Gewinnaufteilung zu entwickeln, wird der Forscher-Pioniergeist in mir erst so richtig entfesselt. Die Herausforderung könnte größer nicht sein, was mich umso mehr motiviert, eine Theorie zu entwickeln. Professor Watrin an der Universität Münster begleitet mich als Doktorvater auf diesem Weg.
das Internationale Steuerrecht fordert, dass Gewinne so aufgeteilt werden, wie bzw. wo sie entstanden sind, also verursachungsgerecht. Aber ich stelle fest, dass die Kernfrage, die das Steuerrecht hier stellt, sich nur außerhalb des Steuerrechts beantworten lässt, denn: die Frage, ‘Wie entstehen Unternehmensgewinne?‘ ist die Kernfrage der empirischen Erfolgsfaktorenforschung und Kerngebiet insbesondere des Strategischen Managements.
Als ich feststelle, dass noch kein Forscher die Erkenntnisse der Erfolgsfaktorenforschung aufgearbeitet und diese auf die Gewinnabgrenzungsfrage des Steuerrechts übertragen hat, bin ich einerseits schockiert, dass so etwas scheinbar Naheliegendes noch niemand gemacht hat. Gleichzeitig bin ich natürlich froh und dankbar, dass ich der Erste sein darf, der diesen Beitrag für die Wissenschaft (und damit auch für die Gesellschaft) leistet. Und so zeigt sich hier der wertvolle Moment, wo ich die Gelegenheit erkenne, aufgrund meines Kenntnisstands und meines speziellen Blickwinkels einen Beitrag zu leisten, den nur ich leisten kann.
würde sicherlich bereits zur Erlangung des Doktorgrads Dr. rer. pol. ausreichen. Nun gehe ich mit meinen Recherchen aber derart in die Tiefe und Breite, dass ich auch auf den ganz großen Durchbruch stoße: Eine Theorie der formelhaften Gewinnaufteilung, die im Einklang mit der formelhaften Gewinnaufteilung ist (wie sie insbesondere zwischen den US-Bundesstaaten eingesetzt wird), kann nicht über die Erfolgsfaktorenforschung hergeleitet werden. Auf Basis einer "spiegelverkehrt" interpretierten Internationalisierungsforschung aber schon! Auf diese Lösung stoße ich erst, als ich die richtige Frage stelle - und die richtige Frage zu stellen, so werde ich deutlich später lernen, ist die Hauptkompetenz eines guten Coaches.
Die alles entscheidende Frage, die mich zum heiligen Gral führt? Warum existiert eigentlich überhaupt das Problem der zwischenstaatlichen Gewinnaufteilung? Mit anderen Worten: Was löst den steuerlich motivierten Aufteilungskonflikt aus? Antwort: Es ist der Moment, in dem erstmals ein zweiter Staat ein Besteuerungsrecht erhält. Denn erst hierdurch entsteht das Problem bzw. die Frage nach einer zwischenstaatlichen Gewinnaufteilung. Und die Folgefrage lautet dann: Was löst das Besteuerungsrecht des zweiten Staates aus? Antwort: Es ist die Direktinvestition ins Ausland. Mit anderen Worten: Der "Urknall" des zwischenstaatlichen Gewinnaufteilungsproblems ist die Internationalisierung des bislang nationalen Unternehmens.
Auf der Basis der Internationalisierungsforschung gewinnt das Wort “Verursachungsgerechtigkeit” (im Sinne von Kausalität) übrigens eine andere Qualität. Die Frage, warum internationale Unternehmen entstehen, ist eine Frage der Internationalisierungsforschung. Wenn ich nun die Perspektive wechsle, weil es sich um ein Aufteilungsproblem auf der Ebene von Staaten handelt, dann lande ich bei einer "spiegelverkehrten" Internationalisierungstheorie, bei der die Sicht der „gastgebenden“ Staaten in den Vordergrund gerückt wird. In meiner Arbeit bezeichne ich das als "attraktionsorientierten Internationalisierungsansatz".
Nach diesem Ansatz verfügen Staaten über Attraktionsfaktoren, die Gravitationskräfte entfalten, die letztlich dafür sorgen, dass ausländische Unternehmen auf ihr Staatsterritorium gezogen werden. Bei dieser gravitationsorientierten Idee hatte ich mich von Isaac Newton inspirieren lassen, der sie im Bereich der Physik eingeführt hatte. Später erfahre ich, dass Paul Krugman diesen Gedanken sogar modelltheoretisch auf den Bereich regionaler Wirtschaftsräume übertragen hat (inklusive steuerlicher Implikationen, die zumindest bis einschließlich 2012 nicht Eingang gefunden haben in den Mainstream internationaler steuertheoretischer Überlegungen).
Und was zeigt der Vergleich der empirischen Ergebnisse? Die empirischen Ergebnisse der Internationalisierungsforschung stimmen mit der aus der USA bekannten Formelaufteilung deutlich stärker überein als die empirischen Ergebnisse der Erfolgsfaktorenforschung. Hierdurch wird mir nicht nur klar, dass eine Theorie der formelhaften Gewinnaufteilung auf den Erkenntnissen der Internationalisierungsforschung basieren muss. Es wird mir auch klar, dass sich im zwischenstaatlichen Steuerstreit über eine gerechte Gewinnaufteilung weder Steuerrechtswissenschaftler noch die Staaten über ein eklatantes Kernproblem bewusst sind.
dass Steuerrechtswissenschaftler und Staaten unbewusst zwei Fragen verwechseln: Sie verwechseln
1) die Frage nach den wahren Ursachen des Unternehmenserfolgs (also wie bzw. wo die Gewinne entstanden sind, was Ausfluss der kausalen Gewinnentstehung bzw. der source of profits rule ist und die wissenschaftlich richtigerweise auf die Erfolgsfaktorenforschung verweisen muss)
2) mit der Frage nach den Motiven, warum ein Unternehmen das Ausland betritt (was also nach der kausalen Internationalisierungsentstehung fragt und wissenschaftlich richtigerweise auf die Internationalisierungsforschung verweisen muss).
Vor diesem Hintergrund ist es essenziell, im internationalen Steuerzirkus erst einmal Bewusstsein für diesen wesentlichen Unterschied zu wecken, um anschließend einen Konsens darüber zu finden, welche der beiden elementaren Grundfragen und die daraus jeweils abzuleitende Gerechtigkeitsphilosophie eigentlich der Maßstab einer international gerechten Gewinnaufteilung zwischen Staaten sein soll. Selbstverständlich werden unter beiden Fragestellungen ähnliche Sachverhalte diskutiert. Aber die jeweilige Fragestellung beeinflusst mehr als signifikant die Bedeutung und das Gewicht eines bestimmten Arguments. Solange alle Staaten meinen, eindeutig “verursachungsgerecht” zu argumentieren, und denken, sie liefern damit Antworten auf ein und dieselbe Frage (oder dasselbe Prinzip), dann ist das ein fataler Irrtum. Vor dem Hintergrund, dass unter dem Deckmantel der Verursachungsgerechtigkeit bzw. der source of profits rule Argumente aus beiden oben genannten Fragestellungen vermengt und vorgetragen werden, ist es daher kein Wunder, dass das Tor der internationalen Gewinnverschiebung sperrangelweit offensteht.
Die jüngst von der OECD initiierte “Weltsteuerreform” und auch bereits die Einführung des Country-by-Country-Reporting zeigen übrigens den schon seit langer Zeit bestehenden Trend, dass vielen Staaten (unbewusst) die Frage nach den Internationalisierungsmotiven (bzw. die Frage nach den staatlichen Attraktionsfaktoren) wichtiger ist als die Frage, wodurch ein internationales Unternehmen tatsächlich seine Gewinne erwirtschaftet bzw. verursacht hat. Das zeigt, dass die internationalen Steuerdebatten und Streitigkeiten immer mehr in Richtung der Internationalisierungsfrage verzerrt werden. Gerechtigkeitstheoretisch entfernt sich die Debatte somit immer mehr von der Verursachungsgerechtigkeit (in Bezug auf die Gewinnentstehung) und bewegt sich stetig in Richtung des von mir entwickelten Konzepts der Attraktionsgerechtigkeit. Warum dann nicht gleich die formelhafte Gewinnaufteilung einführen? Und zwar weltweit. Denn die Formelaufteilung ist nicht nur im Einklang mit dieser Gerechtigkeitsphilosophie. Gleichzeitig ist sie eine ausgezeichnete Möglichkeit, sich als Staat transparent über die jeweiligen Attraktionsfaktoren der Aufteilungsformel und deren Gewichtung zu positionieren und im Sinne von National-Branding und Staats-Marketing die Antwort darauf zu geben, wofür ein Staat (im Kontext des internationalen Steuerwettbewerbs) steht.
Angesichts meiner umfassenden Erkenntnisse durch meine Forschung muss ich eine wichtige Entscheidung treffen, die den Umfang meiner Doktorarbeit stark beeinflusst. Was, wenn es mir später nicht gelingt, beispielsweise eine Stelle als Juniorprofessor oder als Habilitand anzutreten? Dann würde das bedeuten, dass aus meiner Sicht wichtige Erkenntnisse unveröffentlicht bleiben würden. Mir ist allerdings das Risiko zu groß und die Aussichten zu ungewiss, ob ich in Zukunft nach meiner erfolgsfaktororientierten Doktorarbeit die Gelegenheit erhalten werde, die zweite, internationalisierungsorientierte Ausrichtung im Rahmen einer wissenschaftlichen Tätigkeit ebenfalls auszuarbeiten. Deshalb entscheide ich mich dafür, all meine Erkenntnisse und beide Lösungsansätze in einem "großen Wurf", also in einer umfangreichen Monografie, unterzubringen.
Die Haupt-Innovation meiner Arbeit? Ich entwerfe eine neue zwischenstaatliche Gerechtigkeitstheorie, die ich in Anlehnung an die Gravitationstheorie von Sir Isaac Newton, den Arbeiten des Nobelpreisträgers Paul Krugman und meinen attraktionsorientierten Internationalisierungsansatz „Attraktionsgerechtigkeit“ taufe.
und Theorien Entwerfens beende ich meine Mammut-Doktorarbeit, die 2012 unter dem Titel „Formelhafte Gewinnaufteilung und zwischenstaatliche Gerechtigkeit“ veröffentlicht wird. Wenn man die Arbeit auf eine Kernaussage zusammenfasst, dann kann man sagen, dass die insbesondere aus den USA bekannte formelhafte Gewinnaufteilung sich nicht mit dem Konzept der Verursachungsgerechtigkeit (oder sonstigen existierenden Rechtfertigungstheorien) untermauern lässt, aber mit einer gravitationsorientierten Attraktionsgerechtigkeit.
Auf der Basis, dass die Attraktionsgerechtigkeit erstmals in der Lage ist, ein theoretisches Fundament für die formelhafte Gewinnaufteilung zu liefern, lässt sich darüber hinaus feststellen, dass eine einheitliche Formel, wie sie die Europäische Kommission fordert, (das heißt, jeder Staat verwendet dieselbe Gewinnaufteilungsformel) - anhand des Themas Branding veranschaulicht - genauso viel Sinn macht, wie beispielsweise von allen Automobilherstellern zu verlangen, dass sie doch bitte alle mit demselben Markenversprechen und unter demselben Logo am Markt auftreten. Sogar mit demselben Jingle ;-)
Was den nächsten Schritt in Richtung Traumberuf angeht, will ich es kurz und schmerzlos machen: Nach Abschluss meiner Doktorarbeit stelle ich fest, dass meine "große Wurf"-Strategie nicht ideal ist, um die richtigen Weichen zu stellen für meinen Traum von einer akademischen Laufbahn und einer Universitäts-Professur. In der Folge stehe ich nun erneut vor einer altbekannten Herausforderung, die mir das Leben scheinbar immer wiederkehrend stellt: Welche neue Rolle kann und darf ich nun einnehmen? Die neue Besonderheit: Als Forscher, der nach Erkenntnisgewinn strebt, habe ich mich nun bereits erkannt.
Dieter Bohlen, Deutschland sucht den Superstar und auch der Recall in Dubai sind Teil dieser Episode. Und wie sich zeigen wird, wird DSDS 2017 unverhofft mein erstes "Seminar" zum Thema Branding und Markenaufbau. Um aber den eigentlichen Grund – oder besser die Gründe – zu verstehen, warum ich mich für DSDS anmelden werde, müssen wir die Geschichte zunächst da fortsetzen, wo wir in der vorigen Episode aufgehört haben.
Nachdem ich meine Doktorarbeit in Münster also abgeschlossen habe, lautet die neue, große Preisfrage: Wo kann ein Forscher, der nach Erkenntnisgewinn strebt und Experte auf den Gebieten der Steuergerechtigkeit, der Erfolgsfaktoren und der Internationalisierung ist, in unserer Gesellschaft seinen Platz finden und beruflich gut unterkommen? Vor dem Hintergrund meiner ausgiebigen Erkenntnisse, Fähigkeiten und Interessen klopfe ich an den Türen von Universitäten und Forschungseinrichtungen an. Auch bei der Europäischen Kommission, der OECD und dem Bundesministerium für Finanzen klopfe ich an. Keine Tür öffnet sich. Dabei bin ich davon überzeugt, als promovierter Staats- bzw. Wirtschaftswissenschaftler und als Forscher mit idealistischen Wertvorstellungen sowie dem Herzenswunsch meinen Beitrag für die Gesellschaft und den Konsens zwischen Staaten zu leisten, an diesen Stellen doch genau richtig aufgehoben zu sein.
Es hilft nichts und es führt kein Weg daran vorbei. Ich muss mich schließlich bei „normalen“ Unternehmen bewerben. Aufgrund meiner Doktorarbeit und meiner Expertise auf den Gebieten der empirischen Erfolgsfaktorenforschung und der Internationalisierungsforschung hätte fachlich eine Stelle in der Strategieberatung am besten gepasst. Aber von McKinsey, BCG und etlichen anderen Strategieberatungen werde ich noch nicht einmal zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Am Ende eines langen und erfolglosen Bewerbungsmarathons bleibt mir nichts anderes übrig, als mich schließlich auf Stellen mit steuerrechtlichem Bezug zu bewerben. Und was passiert hier? Fast jede Bewerbung führt zu einem Gespräch und ich kann mir den Arbeitgeber praktisch selbst aussuchen. Ich denke mir ironisch: „Wie schön.“
dass das, was sich bereits im Wirtschaftsgymnasium angedeutet hat (ich spreche von meinen ersten Erfahrungen mit der Umsatzsteuer), während meiner Zeit an der Uni Münster zurückkehrt und sich vollständig erhärtet. Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter halte und betreue ich nämlich verschiedene Lehrveranstaltungen im Bereich Betriebswirtschaftliche Steuerlehre und mit jeder Veranstaltung wird mir bewusster, wie unendlich langweilig ich das Steuerrecht finde. So wird mir als Wissenschaftlicher Mitarbeiter endgültig klar: „Robert. Mit Steuern bist Du fertig!“ Aber Pustekuchen. Meine erste Stelle nach der Doktorarbeit trete ich bei einer der weltweit bekanntesten Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften an: Ernst & Young.
Für die neue Stelle ziehe ich 2012 in das wunderschöne Hamburg. Und auch wenn der Job und ich nicht wirklich zueinander passen, so sind doch die Menschen, die ich hier kennenlerne, großartig. Gute zwei Jahre lang werde ich insgesamt am Hamburger Standort des Unternehmens, teilweise bis in die Nächte arbeiten, Partys feiern, und die Menschen, denen ich in dieser Zeit innerhalb und außerhalb von EY begegne, schenken mir die bisher beste Zeit meines Lebens.
2014 wechsle ich zum Branchenkollegen KPMG, was sich als gute Entscheidung herausstellt. Obwohl die Tätigkeit im Grunde dieselbe ist, sind die Projekte, die mir hier begegnen, wesentlich abwechslungsreicher und ein bestimmtes Projekt verändert alles. Zu meiner großen Überraschung kann ich in diesem Projekt die Erfolgsfaktoren-Exzellenz aus meiner Doktorarbeit erstmals in einem praktischen Projekt einsetzen und zur vollen Entfaltung bringen. Ich erkenne, dass meine umfassenden Ausarbeitungen zur Erfolgsfaktorenforschung zur Auslegung und Anwendung der sogenannten Profit Split Methode verwendet werden können, was das Spiel komplett verändert.
und entwickle mich nicht nur in diesem Projekt zu einem absoluten High Performer, der immer mehr und immer mehr will. Ich entwickle sogar die Ambition, das Steuerberater-Examen zu absolvieren, was für die Karriere zwar gut, für meine eigentliche Tätigkeit aber eher „nice to have“ ist. Als Teil der „My Finance Coach“-Initiative, an der sich auch KPMG beteiligt, vertrete ich zudem meinen Arbeitgeber als My Finance Coach. Hierbei besuchen wir Schulklassen und bringen Kindern und Jugendlichen altersgerecht Wirtschaftswissen bei. Damit wollen wir jungen Menschen helfen, ein besseres Verständnis für wirtschaftliche Fragestellungen zu entwickeln und dadurch erfolgreicher das im Leben zu erreichen, was sie sich für ihr späteres Leben wünschen.
Als ich in die berufliche Freistellung für das Steuerberater-Examen gehe, nimmt das kein gutes Ende. Ich beginne viel zu spät mit den Vorbereitungen für das Examen und überfordere mich mit zu viel Lernstoff in zu wenig Zeit. Mein Gehirn quittiert das mit vollkommenem Blackout, Gehirnstreik ist angesagt. Zum ersten Mal im Leben erlebe ich das Gefühl, ein von mir angestrebtes Lernziel nicht alleine ohne externe Lehrer und Trainer erreichen zu können. Diese Erfahrung entreißt mir erdrutschartig den Boden unter den Füßen. Ich erleide einen Komplettverlust meines Selbstvertrauens, mein ganzes Leben macht plötzlich eine komplette Kehrtwende und ich bin für nichts mehr zu gebrauchen. Wochenlang.
unterhalte ich mich mit einer guten Freundin. Sie ist Pianistin und Veranstalterin. Als ich ihr von meiner Situation erzähle, sagt zu mir: "Also, ganz ehrlich Robert. Mich wundert das überhaupt nicht, dass Dir so etwas passiert. Weißt Du, alle Menschen, die ich kenne und so ähnlich sind wie Du, sind entweder Künstler oder arbeiten in einem kreativen Beruf. Ich verstehe ja nicht, was Du da in Deiner Doktorarbeit geschrieben hast, aber in meinen Augen passt Du überhaupt nicht zu Firmen wie EY oder KPMG. Mach Dir doch mal Gedanken, ob Du beruflich wirklich am richtigen Ort bist."
Nachdem ich das Gespräch und meine Situation reflektiere, trete ich vom Steuerberater-Examen zurück und breche die restliche Freistellung ab. Und als ich meinen Beraterjob wieder aufnehme, ist nichts mehr wie es war. Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst. Was die Projekte angeht, habe ich das Gefühl, dass ich nur noch ein langweiliges Projekt nach dem anderen mache. Irgendwie bin ich im Boreout gelandet.
Als dieser Zustand der Langeweile und Unterforderung mehr als ein Jahr anhält, fallen im Jahr 2016 zwei Dinge zusammen: Erstens denke ich mir, „Meine Güte, ist das ganze Leben langweilig. Ich will endlich was erleben! Ich will endlich wieder leben!“ Zweitens flattert kurz darauf ein Brief vom Finanzamt Hamburg in meinen Briefkasten, der ohne irgendeine Sachverhaltsuntersuchung frech behauptet, dass die nebenberuflichen musikalischen Aktivitäten meiner Plattenfirma doch steuerliche Liebhaberei (also ohne Gewinnerzielungsabsicht) gewesen seien. Ich möge doch bitte umgehend 11.000 EUR an das Finanzamt überweisen. Auf die besagten musikalischen Aktivitäten komme ich in Episode 5 kurz zu sprechen, aber durch die Kombination aus meinem Langeweile-Zustand und der abstrusen Unterstellung des Finanzamts kommt mir ein Gedanke, der mich herzhaft zum Lachen bringt: „Was sagt denn das Finanzamt zu meiner Gewinnerzielungsabsicht, wenn ich mich bei DSDS anmelde und zu Dieter Bohlen gehe?“ Gedacht, getan, und wie sich herausstellen wird, wird DSDS für den bisher größten Kick meines Lebens sorgen (also genau das, was ich in diesem Moment meines Lebens brauche) und ich werde das Leben spüren so wie ich es noch nie gespürt habe.
an einem glühend heißen Tag. Ich betrete an einem Sonntagmittag mit meinem Akkordeon das 25hours Hotel in der Hamburger HafenCity, wo das erste Vor-Casting der DSDS-Show stattfindet. Als ich mich im Wartebereich so umschaue, falle ich mit meinem einfachen Outfit in Jeans und T-Shirt definitiv aus dem Rahmen. Hier wimmelt es nur so von schrägen Typen und auffälligen Kostümen. Als ich endlich zum Casting aufgerufen werde, begrüßen mich ein Mann und eine Frau. Wie mir hinterher erzählt wird, soll der Mann ein Psychologe sein, die Frau eine Kamerafrau. Das erste Stück, das ich den beiden vorsinge und auf dem Akkordeon begleite, ist eine italienische Arie von Andrea Bocelli, komponiert vom großartigen Ennio Morricone. Als ich den letzten sehr langen und höchsten Ton der Arie in voller Opernsaal-Lautstärke schmettere, folgen Sekunden der Stille. Sie fühlen sich wie eine Ewigkeit an. Beide sitzen regungslos und emotionslos da. Dann sagt die Frau in einem so langsamen Tempo, dass es mir vorkommt, als würde sie jedes einzelne Wort beim Aussprechen buchstabieren: „Das war aber ein langer Ton.“
Daraufhin fragt der Mann: „Hast Du denn auch was mit Playback dabei?“ So singe ich den Song „I Heard It Through The Grapevine” von Marvin Gaye. Nach dem Song fragt der Mann: „Hast Du denn auch andere, aktuellere Songs mitgebracht?“ Als ich das verneine, sagt er: „Geh doch bitte kurz raus, damit wir beiden uns abstimmen können. Wir holen Dich dann gleich wieder rein.“ Nachdem ich wieder hereingerufen werde, offenbart mir der Mann: „Also, auf der Basis müssen wir Dir ein ‚Nein‘ geben. Die Lieder, die Du vorgetragen hast, sind wenig bekannt oder älter, sodass uns ein aktueller Vergleich fehlt. Deshalb können wir Deine Stimme gerade nicht wirklich beurteilen. Aber, wenn Du magst, bereite doch zwei aktuelle Songs aus den Charts vor und komm am Dienstag nochmal vorbei. Dann sind wir nämlich am Hamburger Fischmarkt.“
da. Mir ist vollkommen klar, dass die beiden nach meinem Vorsingen mit Sicherheit beurteilen können, ob ich ein guter Sänger bin oder nicht. Als ich zuhause ankomme und mich immer noch frage, worin der Sinn in dem Ganzen liegen soll, denke ich mir: „Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder, Du gehst nicht nochmal zum Vor-Casting und Dein Leben bleibt definitiv weiterhin so langweilig wie bisher. Oder, Du wählst zwei Lieder aus, lernst sie schnell und gehst am Dienstagabend direkt nach der Arbeit zum Fischmarkt.“ Ich entscheide mich für die zweite Alternative. Da ich direkt von der Arbeit zum Casting gehe, komme ich ohne Akkordeon, aber im Maßanzug. Auch hier werden wieder Vor-und-zurück-Spielchen mit mir gespielt. Der Tenor am Ende lautet wie folgt: „Wir haben uns jetzt dazu durchgerungen, Dich zu den Castings nach Köln einzuladen. So einen Typen wie Dich im Maßanzug haben wir in dieser Staffel noch nicht. Komm bitte genau in diesem Anzug, und wenn Du magst, bring auch gern Dein Akkordeon mit.“ Es folgen weitere Etappen, weitere Castings und ganz am Ende schaffe ich es von über 30.000 Bewerbern bis in die Top 30 der 2017er DSDS-Staffel und in den Recall nach Dubai.
Mein Adrenalinspiegel ist noch nie so hoch, wie beim Recall in Dubai. Die gesamten Erlebnisse in Köln vor der Abreise und in Dubai vor Ort übersteigen alles, was ich bislang erlebt habe. Die Kamerabilder, die später von RTL ausgestrahlt werden, können das nicht ansatzweise widerspiegeln. Wie der menschliche Körper das aushalten kann, ist mir auch bis heute noch schleierhaft; aber Tatsache ist, dass ich in dieser Zeit ganze 8 Tage und Nächte lang zwar die Augen zudrücke, aber keinen Schlaf finde.
gehören mit Sicherheit zwei Aspekte: Erstens, in der ersten Dubai-Runde bin ich im gleichen Team wie Alphonso Williams, dem späteren Gewinner der Staffel. Durch die direkte Erfahrung mit ihm vor Ort und der Beobachtung des Geschehens, wie es später von RTL gezeigt wird, offenbart sich mir, dass die Ursache für (Publikums-) Erfolg weniger im fachlichen (also gesanglichen) Können liegt, sondern in der Art und Weise des „Personal Branding“. Im „DSDS-Juroren-Sprech“ heißt das: „Gesamtpaket“. Alphonso Williams, ein Sänger, der die DSDS-Herzen erobert, wird zu einer Marke und bekannt wird diese unter dem Namen „Mr. Bling Bling“.
Mein zweites Highlight? Als mein Zimmer-Kollege die erste Dubai-Runde leider nicht übersteht, wird ein DSDS-Überraschungsgast meinem Zimmer zugewiesen: Menderes. Dieser Mann ist schon längst eine Marke und was soll ich sagen. So ein grandioser, sympathischer und vor allem authentischer Typ. Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß mit ihm auf dem Zimmer und sogar Michael Jackson Moves habe ich mir von ihm beibringen lassen ;-)
Nachdem ich von Dubai zurückkehre, bin ich energetisch aufgeladen wie nie zuvor. Dennoch stelle ich bei meiner Rückkehr zu KPMG fest, dass das Gefühl der Langeweile und der geistigen Unterforderung weiterhin anhält. Mir wird allmählich klar, dass es keinen Sinn mehr macht, die Art von Beruf, die ich bei EY und KPMG bisher gemacht habe, in irgendeiner Form fortzusetzen. Sie erlaubt mir nicht, das Potenzial, das in mir ist, zu entfalten, und das Gefühl, mit der Tätigkeit einen sinnvollen Beitrag zu erbringen, fehlt komplett. Erneut setze ich einen Bewerbungs-Marathon in alle möglichen Richtungen in Gang. Wohin geht jetzt meine Reise? Welche neue Rolle kommt jetzt auf mich zu? Kommt sie überhaupt?
Die nun folgende Phase meines Lebens könnte man möglicherweise als Midlife-Crisis bezeichnen. Der Begriff geht auf den Psychoanalytiker Elliott Jaques zurück und er stellt fest, dass sie Menschen betrifft, die erkennen, dass sie ihre Lebensmitte überschritten haben. Er findet zudem heraus, was der Auslöser für eine Midlife-Crisis ist: das Bewusstwerden über die eigene Sterblichkeit. In dieser Episode meines Lebens werde ich mich reflektieren, vieles hinterfragen und dann Kontakt mit Christian Lindner aufnehmen. Zu meiner großen Überraschung wird er mir an einem Sonntagabend innerhalb von 3 Stunden sogar persönlich antworten. Anscheinend habe ich mit meinen nicht gerade wenigen, aber mit Sicherheit leidenschaftlichen Zeilen einen Nerv bei ihm und seiner Partei getroffen. Aber bevor wir hierzu kommen, lass uns die Geschichte zunächst da fortsetzen, wo wir stehen geblieben sind.
Erneut trete ich also die Suche nach einer neuen Rolle an. Das Ziel? Endgültig raus aus dem Gefängnis der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften. Erneut versende ich Bewerbungen für verschiedenste Branchen und Tätigkeitsfelder. Zu einigen wenigen Bewerbungsgesprächen werde ich eingeladen. Sogar für eine Hochschul-Professur für den Bereich Strategisches Management bin ich im Rennen. Aber es hagelt letztlich eine Absage nach der anderen. So langsam bin ich mit meinem Latein am Ende und ich weiß nicht mehr weiter. Völlig frustriert stelle ich mir eine schmerzliche Frage: Kann es wirklich sein, dass es für jemanden mit meinen Fähigkeiten und Talenten keinen Platz in dieser Gesellschaft gibt?
der sich mir auftut. Ich liege auf meinem Bett, meine Augen sind geschlossen und ich drücke mein Gesicht in mein Kissen. Ich bin am Nullpunkt angelangt und mein Geist und meine Gedanken sind vollkommen leer. Ohne es in diesem Augenblick zu ahnen, beginnt mein Inneres mich selbst zu coachen. Aus diesem Zustand des Nichts und der Leere steigen zwei Fragen in mir empor: Was ist das, wofür ich stehe? Was ist der Beitrag, den ich in diesem Leben noch leisten und erbringen kann?
Mit diesen zwei Fragen im Gepäck gehe ich auf eine innere Reise, so wie dies viele Menschen in einer Midlife-Crisis tun: Ich lasse mein gesamtes Berufsleben vor meinem geistigen Auge Revue passieren. In meiner ersten Karriere als Folk-Sänger lief es ausgezeichnet, quasi wie von selbst und das, obwohl ich selbst hier überhaupt keine Ziele hatte. Aber diesen erfolgreichen, geschmeidigen Weg hab ich professionell nicht fortgesetzt, weil mir die vollkommene Identifikation mit dem Genre gefehlt hat. Mit dem Studiengang Wirtschaftsinformatik konnte ich mich zwar vollständig identifizieren, aber dann? Dann hat das „Trauma“ meiner Studienarbeit meinen weiteren Weg als Wirtschaftsinformatiker beendet. Und als ich zum ersten Mal einen inneren Ruf hörte? Offensichtlich bin ich auf dem Weg zur Universitätsprofessur wohl mindestens einmal falsch abgebogen. Und was die Jobs bei EY und KPMG angeht? Der einzige Grund für diese Tätigkeiten war mein blankes, finanzielles Überleben. Es gibt aber noch eine schwerwiegende Sache, über die ich endlich mit Dir sprechen will.
Tatsächlich habe ich in meiner Vergangenheit noch einen zweiten inneren Ruf verspürt. Und dieser Ruf war sogar noch stärker als der Ruf für die Universitätsprofessur. Er ereignet sich als ich noch Wissenschaftlicher Mitarbeiter bin und bereits drei Jahre lang für meine Doktorarbeit forsche. Ich weiß es noch wie heute. Es ist der 16. Oktober 2007 und ich arbeite gerade in meinem Büro im Juridicum der Uni Münster als mich eine schockierende Nachricht ereilt: Im Alter von nur 26 Jahren ist der Sänger Toše Proeski in den frühen Morgenstunden auf der Autobahn Richtung Zagreb ums Leben gekommen. Dieser tragische Tod eines viel zu jungen, talentierten Menschen - die BBC bezeichnet ihn als den Elvis Presley des Balkan - führt mir an diesem Morgen genau das vor Augen, was Elliott Jaques als Auslöser einer Midlife-Crisis entschlüsselt: die eigene Sterblichkeit. In diesem Moment bin ich erst 28 Jahre alt - also noch deutlich vor einer gedachten Lebensmitte - und meine innere Stimme spricht zu mir. Nein, sie spricht nicht nur.
sie alles in mir zum Beben bringt:
„Dein Leben könnte morgen schon zu Ende sein. Folgst Du der beruflichen Tätigkeit, die Dir am meisten Freude bereitet?
Wenn Du nur noch wenig Zeit auf diesem Planeten zur Verfügung hättest, was wäre das, was Du den Menschen hinterlassen wollen würdest?
Erlaubt Dir Deine aktuelle Tätigkeit den größten Beitrag zu leisten, den Du leisten kannst?“
Meine direkte Antwort auf die Frage mit der Freude? Als Forscher fühle ich mich zwar schon sehr gut aufgehoben, aber Forschung ist für mich inzwischen „nur“ noch auf Platz 2 meiner Hitliste. Der neue, unangefochtene Platz 1 meiner Freude-Hitliste? Nichts begeistert mich mehr und katapultiert mich öfter in Flow-Zustände als Songs zu schreiben, zu arrangieren, zu musizieren, zu komponieren und zu singen; und mit meinen musikalischen Ergebnissen anderen Menschen Freude zu schenken und sie sogar zu begeistern.
Wie es zu diesem Wandel kommt? Mit dem Beginn meiner Diplomarbeit im Jahr 2003 beende ich zwar jedwede musikalische Aktivität, doch bereits ein Jahr nachdem ich die Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter antrete, bemerke ich, dass ein wichtiger Bestandteil meiner Identität fehlt. Denn, was habe ich seit dem Alter von 3 Jahren täglich gemacht? Musik. Mir wird bewusst, dass ich ein Leben, in dem ich keine Musik mache, für mich gar nicht vorstellbar ist. Und was unternehme ich Ende 2005 gegen meinen Identitätsschwund? Zuerst trete ich in einen Chor, dann in einen zweiten ein, und dann merke ich, dass mir all das immer noch nicht reicht. Denn aus meiner Zeit mit Frau Prof. Jaeger und meiner ersten Karriere als Folk-Sänger bin ich es gewohnt, der Haupt-Act auf der Bühne zu sein und nicht nur ein kleines Teilelement im Hintergrund. Also besorge ich mir Equipment für die Musikproduktion, um nun meine eigene Musik zu kreieren. Und diesmal betrete ich ein neues Feld: Pop-Musik.
Ursprünglich war es mein Ziel, mit meiner Doktorarbeit den Grundstein für eine akademische Laufbahn zu legen und als Mann der Wissenschaft meinen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Aber je tiefer ich in die Forschung eintauche, desto mehr verändert sich meine Motivation und mein Antrieb, weil sich mir folgendes Bild zeigt. Die Europäische Kommission macht mit der Einführung der formelhaften Gewinnaufteilung einen vielversprechenden Vorschlag für eine dringend notwendige Steuerreform. Diese Reform ist nicht nur theoretisch richtig, weil sie das Einheitsprinzip einführt, welches die wirtschaftliche Wahrheit akzeptiert, dass ein Konzern eine zusammenhängende, ganze ökonomische Organisation ist. Zudem verspricht die Reform bedeutende Vorteile für alle Mitgliedstaaten. Das heißt, nicht nur konzeptionell wäre die Reform ein Gewinn für alle.
Durch meine Auseinandersetzung mit meinem Forschungsthema, setze ich mich gleichzeitig tiefgründig mit der Europäischen Union und ihren Werten auseinander. Ich merke, dass ich mich mit der Idee der Gemeinschaft, für die die Europäische Union steht, voll identifizieren kann. Verstärkt wird diese Identifizierung ganz besonders durch die Hymne der Europäischen Union: die traumhaft schöne Melodie aus der 9. Sinfonie meines Lieblings-Komponisten, Ludwig van Beethoven. Und welche inspirierende Botschaft von Friedrich Schiller vertont Beethoven hier? Genau: „Alle Menschen werden Brüder”. Die Europa-Hymne und wofür sie steht bringt mich komplett zum Schwingen und macht mir deutlich, dass die Ideologie der Europäischen Union und ich vollkommen in Resonanz miteinander sind.
Durch diese Entwicklung verändert sich auch der Antrieb für meine Doktorarbeit. Mit meiner Forschungsleistung ist es mir daher nun ein Herzensanliegen, einen fundamentalen Beitrag dafür zu leisten, die theoretischen Weichen für die Einführung einer formelhaften Gewinnaufteilung zu stellen und damit einen Beitrag für mehr Gemeinschaft, Verbindung und Einheit zu leisten. Wie sich also herausstellt, hat sich meine eigene Wertideologie im Zeitverlauf geschärft und insbesondere die Werte Verbindung und Einheit habe ich als eine Art Leitstern für mich erkannt.
Vor diesem Hintergrund und nur einen Tag nach Tošes Tod wird sich mir nun eine vollkommen neue Perspektive eröffnen und diese wird meine Antwort auf die Frage nach meinem größten Beitrag massiv beeinflussen. Am Tag nach Tošes Tod findet nämlich bereits sein Begräbnis statt. Und was ich da sehe, erstaunt und berührt mich zutiefst. Jahre nach dem jugoslawischen Bürgerkrieg stehen alle einst verfeindeten Bürgerkriegsnationen erstmals wieder vereint zusammen. Denn die facettenreiche Musik von Toše hat zu seinen Lebzeiten nahezu alle Bürger und viele Herzen des ehemaligen Jugoslawien erreicht. Dadurch werde ich Zeuge, welch unvorstellbar große Kraft von der Musik ausgeht. Ich werde Zeuge, wie es letztlich die Musik ist, die Einheit, Verbindung und Zugehörigkeitsgefühl erzeugt. Durch Toše wird mir also bewusst, dass die Kraft der Musik viel stärker ist als es die Kraft des Intellekts und der Forschung jemals sein könnte, wenn es um meinen Antrieb geht, zu mehr Einheit und Verbindung zwischen Menschen und Nationen beizutragen. Das ist also der Moment, wo der Ruf der Musik den Ruf der Forschung sogar noch übertrumpft.
ab jetzt Vollgas zu geben, um Musik als Vehikel zu nutzen, um den größten Beitrag zu leisten, den ich leisten kann, und gleichzeitig ein Katalysator der Beethoven-Ideologie von „Geschwisterlichkeit“, Zugehörigkeit und Einheit zu sein. In der Folge arbeite ich zwar weiter an meiner Doktorarbeit, aber gleichzeitig setze ich Himmel und Hölle in Bewegung, um die neue Mission zu erfüllen. Neben Michael Jackson und Beethoven wird Toše zu meinem dritten Vorbild, und inspiriert von Toše nehme ich Coaching-Stunden im Bereich Pop- und Rockgesang, um den Facettenreichtum meines Gesangs zu erweitern. In der Folge nehme ich auch ein Streichorchester auf und arbeite sogar mit dem britischen Hit-Produzenten Phil Harding zusammen. Für meine künstlerische Entwicklung ist das ein wichtiger Schritt, denn so kann ich von einem Meister lernen, der in den 80ern und 90ern Acts wie Kylie Minogue, Rick Astley, Pet Shop Boys, Duran Duran und East 17 produziert hat. Ich werde zudem mein eigenes Musiklabel „EO Records“ gründen und 2014 meine erste englischsprachige Single und eine EP unter dem Künstlernamen David Pheonix veröffentlichen. Aus Gründen, die hier zu weit führen würden, muss ich 2015 aber den Traum des Pop/Rock-Sängers begraben. Damals weiß ich aber noch nicht, dass es für mein Künstler-Dasein zu einer Wiederauferstehung kommen wird.
Was mir an dieser Stelle meiner beruflichen Lebens-Reflexion nun klar wird? Sicher, gemessen an gesellschaftlichen Maßstäben und von außen betrachtet habe ich wirklich einiges erreicht: Als Folk-Sänger bin ich mehrfach ausgezeichnet. Zudem bin ich Absolvent von zwei renommierten Universitäten bzw. Fakultäten, die beide AACSB-akkreditiert sind: die Uni Mannheim und die Uni Münster. Ich bin auch Autor von einem Fachaufsatz und zwei Büchern. Und bei meiner Berufserfahrung kann ich zudem auf zwei weltweit namhafte Unternehmen verweisen: EY und KPMG. Mein berufliches Leben und mein Lebenserfolg könnten doch vermeintlich nicht besser sein, oder?
Erstens, im Beruf verbringt man die meiste Zeit seines Lebens - insbesondere in einem Beraterjob, in dem man bis zu 80 Stunden pro Woche arbeiten kann. Manchmal sogar mehr. Wenn einen diese Tätigkeit, und dann auch noch in diesem Umfang, noch nicht einmal ansatzweise erfüllt, dann kann ich Dir eins sagen: Das ganze Leben fühlt sich wie Pyramiden-Sklaverei unter der Herrschaft von Ägyptens Pharao an. Zweitens, die beiden Traumberufe, in denen ich gerne gewirkt hätte, konnte ich nicht verwirklichen und mir ist nicht mal ganz klar, wie ich besser hätte agieren können. Irgendwie hat mir immer eine Art Coach oder Mentor gefehlt. Und drittens habe ich das Gefühl, ein Spielball der Gesellschaft zu sein, der weit unterhalb seines Potenzials spielt oder gespielt wird. Und diese Einsicht bringt mich zu der Erkenntnis, wofür ich in meiner neuen Zukunft stehen und welchem Thema ich mich verschreiben will: der Potenzialentfaltung!
Wie ich immer noch so auf meinem Bett liegend zurückblicke, sehe ich in mir einen Menschen, der so lange an seiner eigenen Potenzialentfaltung gehindert war. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich nicht, woran es genau gelegen hat, dass ich meine Ziele bisher nicht erreichen konnte. Aber genau aus diesem Gedanken heraus entsteht jetzt der neue große Wunsch, im Bereich der Potenzialentfaltung zu wirken. Die große Frage ist aber nun: Wo in unserer Gesellschaft kann ich mich denn mit dem Thema Potenzialentfaltung einbringen?
Als ich so überlege und überlege, denke ich mir: “Mensch. Wenn ich finde, dass es eigentlich jeder Mensch verdient hat, seine Potenziale voll zu entfalten und ich hierzu meinen Beitrag leisten will. Wo soll es denn so einen Job geben, der mir eine solche Tätigkeit erlauben würde? So einen Job gibt’s doch gar nicht, oder?” Je länger ich überlege, fällt langsam ein seltsamer, mir ansonsten fremder Groschen, und ich denke mir: “Moment mal. Wenn ich mir einen gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Potenzialentfaltung wünsche, ist das dann nicht ein politisches Thema?!” An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich mich bisher überhaupt nicht für Politik interessiert habe. Aber in diesem Moment tue ich Folgendes: Ich schnappe mir die Grundsatzprogramme etlicher deutscher Parteien und studiere sorgfältig deren Wertvorstellungen und das, was sie in unserem Land bewegen wollen. Auch die Parteiprogramme schaue ich mir an, denn die Bundestagswahl 2017 steht in diesem Jahr bevor.
Ich treffe auf die eine Partei, bei der das Thema “volle Potenzialentfaltung” so groß geschrieben wird wie bei keiner anderen. Gleichzeitig wirbt diese Partei für die “weltbeste Bildung für jeden” und spricht von “lebenslangem Lernen”. Ideologisch steht diese Partei zudem auch noch im Geiste der Aufklärung. Als ich all diese wundervollen Wertvorstellungen sehe, bin ich vollkommen fasziniert. Dann überlege ich: “Interessant. Auf dem Papier stehen so schöne Dinge. Aber wenn ich mir das tatsächliche Handeln ansehe, dann ist doch von diesen Werten und Versprechen nicht wirklich viel zu sehen. Oder?” Aber allein zu entdecken, dass ich jetzt einen Ort gefunden habe, an dem die Idee der vollen Potenzialentfaltung thematisiert wird, elektrisiert mich. In der Hoffnung, dass ich hier vielleicht ein neues Wirkungsfeld und dadurch einen neuen Lebenssinn finde, schicke ich mich an, einen vierseitigen Brief zu schreiben, den ich mit folgendem Betreff per E-Mail an die Parteizentrale sende, mit Christian Lindner in Cc: “FDP - Die Partei, die das Beste aus Dir herausholt?“
Die E-Mail verschicke ich um 19:05 Uhr und ich staune nicht schlecht als an diesem Sonntagabend noch nicht mal drei Stunden später, um 21:43 Uhr, die Antwort von Christian Lindner in meinem E-Mail-Postfach landet. Er bedankt sich unter anderem für mein „leidenschaftliches Plädoyer für die volle Potenzialentfaltung“ und lädt mich ein, an konkreten Maßnahmen und Projekten mitzuarbeiten. Auch der Landesgeschäftsführer der FDP Hamburg meldet sich nur einen Tag später erfreut bei mir und wir treffen uns auf einen Drink im Goldfischglas in der Sternschanze Hamburgs.
Daraufhin schaue ich mir das Geschehen in der Partei näher an, nehme an Fachgruppentreffen teil und besuche auch den Bundesparteitag 2017 in Berlin. Und ich finde es auch witzig, dass Wolfgang Kubicki und ich einander zulächeln, während wir beim Gala-Dinner des Parteitags unweit voneinander genüsslich das Abendessen zu uns nehmen. Alles in allem sind das zwar nette und insbesondere wertvolle Erfahrungen, aber sie machen mir aus nächster Nähe Folgendes klar: Für das Thema Politik müsste ich aus einem gänzlich anderen Holz gemacht sein und es könnte zähe Jahre oder gar Jahrzehnte dauern, bis ich in diesem Umfeld im Sinne der Potenzialentfaltung, und auch nur möglicherweise, etwas zum Wohle der Menschen beitragen kann.
nur einige Monate, doch der Brief, den ich an Christian Lindner und die FDP schicke, gibt mir die Möglichkeit, zu vertiefen, warum ich das Thema Potenzialentfaltung als so wichtig erachte, und ich stelle in dem Brief die Eingangs-These auf, dass verhinderte Potenzialentfaltung die Ursache allen Übels in der Welt ist. Ich teile gleich einen kleinen Ausschnitt aus meinem Brief mit Dir, wo ich die Notwendigkeit der Potenzialentfaltung für jeden einzelnen Menschen unterstreiche. Denn tatsächlich glaube ich, dass wir letztlich alle gewinnen, wenn jeder Einzelne sein Potenzial zur vollen Entfaltung bringt. Vor diesem Hintergrund mache ich in dem Brief auch Vorschläge für entsprechende Spots, um zu demonstrieren, wie man für den Wert Potenzialentfaltung werben und dadurch Menschen für das Thema Potenzialentfaltung gewinnen könnte:
„Hypothese: Was wäre, wenn der Ursprung allen Übels die Tatsache wäre, dass ein Mensch daran scheitert, seine Träume zu verwirklichen? Und was wäre, wenn das Scheitern solcher Menschen in einem Extremfall dazu führt, dass man als Obdachloser auf der Straße landet, und in einem anderen Extremfall das Scheitern in Wut oder Hass umschlägt und im Ausführen eines Terroranschlags mündet?
Das Wahlversprechen der FDP würde hier lauten: ‚Wir helfen Dir, Deine Träume zu verwirklichen!‘
Verpacken könnte man das in stark emotionalisierenden und aufwühlenden Wahlwerbespots, die die Geschichten von individuellen Schicksalen erzählen. Ein Spot könnte damit beginnen, dass ein Bettler auf der Straße liegend von asozial handelnden Mitbürgern gepeinigt und beleidigt wird. Dann folgt ein Zeitsprung in die Kindheit dieses Bettlers und man sieht die Lebensfreude und den Enthusiasmus dieses Kindes, das uns voller Begeisterung von seinen Träumen erzählt – davon, was es später einmal werden möchte. Worauf ich hinaus will, ist, dass man hier deutlich sehen sollte, dass irgendwas unterwegs schiefgelaufen ist und dieses wunderbare Potenzial Mensch nicht zur Entfaltung gelangt ist. Die FDP würde die Lösung versprechen.
Ein weiterer Spot könnte eine Art Anis Amri Geschichte erzählen. Ein Junge, der im Ausland eine gute Kindheit sowie ihn liebende Eltern hatte. Nach Deutschland kommt er, weil er sich eine bessere wirtschaftliche Zukunft erhofft. Mit besten Absichten ausgestattet verfolgt er seine Ziele und Träume. Nachdem er zu oft Ablehnung erfährt, ihm aber auch die Hilfestellung fehlt, zu lernen, wo er sich verbessern kann oder sollte, zieht es ihn langsam von seinen Jedi-Ritter-Träumen zur dunklen Seite der Macht. Die FDP würde die Lösung versprechen.
By the way, Hitlers Traum war es eigentlich, eine Existenz als Kunstmaler aufzubauen.“
Die Beispiele, die ich in meinem Brief aufführe, demonstrieren, wie verhinderte Potenzialentfaltung deutlich zu Lasten der Gesellschaft, des gemeinschaftlichen Wohlstands und sogar des Friedens geht. Die Lösung, die ich in meinem Schreiben vorschlage? Eine noch nie dagewesene Bildungs- und Coaching-Offensive. Und nein. Politiker bin ich nicht geworden. Aber diese Phase hat mir gezeigt, wofür ich absolut stehe: Das menschliche Potenzial zur vollen Entfaltung bringen und Menschen unterstützen, ihre Träume zu verwirklichen. Und tatsächlich: Wenn ich in meinem obigen Schreiben „die FDP“ durch meinen eigenen Namen ersetze und das Wort „Wahlversprechen“ durch „Markenversprechen“, dann bin ich doch eigentlich schon ganz schön nah dran an einer coolen Grundlage für ein eigenes, potenzialentfaltendes Geschäftsvorhaben. Oder?
Aber: Zum damaligen Zeitpunkt bin ich weder gedanklich noch geschäftsideetechnisch so weit, an die Idee der eigenen Selbständigkeit auch nur zu denken. Deshalb bleibt mir zu diesem Zeitpunkt nur die Frage: Da ich nun weiß, wofür ich stehe, wie nutze ich diese neue Information? Welche Rolle erwartet mich jetzt? Eins kann ich Dir sagen. Du wirst es nicht glauben, welch spektakuläre Rolle als nächstes auf mich wartet.
...
ja, wer ist er denn? ;-)
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